CHRONIK DER EREIGNISSE / 2007 /
Eine Delegation fränkischer Gemeinden hat anläßlich einer Reise nach Ostpolen vom 9. bis 14. Mai 2007 Jahres in Izbica der jüdischen Opfer des Holocaust einen Gedenkstein setzen.
Die Reisegruppe bestand aus politischen und gesellschaftlichen Vertreter jener Gemeinden, aus denen jüdische Mitbürger am 24. März und am 25. April 1942 in die Region Lublin deportiert wurden und die dort fast ausnahmslos den Tod fanden. Auch 26 Schüler dreier Gymnasien - aus Elsenfeld, Münsterschwarzach und Würzburg gehören zu den Teilnehmern. Das Rahmenprogramm umfaßte u.a. Begegnungen mit Schülern und Lehrern der Maria-Konopnicka-Schule in Izbica. Höhepunkt der Reise war das Setzen eines Gedenksteins aus fränkischem Muschelkalk. Die Aufschrift auf einer schlichten Bronzeplatte – in polnisch, deutsch, englisch und hebräisch lautet „Im Gedenken an die jüdischen Opfer des Holocaust – Gewidmet von Gemeinden in Franken.
Izbica war einst ein typisches Kleinstädtchen mit überwiegend jüdischer Bevölkerung gewesen. Der Ort war im Zuge der sogenannten „Aktion Reinhard“ zum Zwischenlager für aus deportierte Juden umfunktioniert worden. Vor hier aus wurden diese, soweit sie den Transport und die Zwischenstation in Izbica überstanden hatten, in die benachbarten Vernichtungslager Belzec und Sobibor gebracht. In Belzec wurden Innerhalb con 12 Monaten 600000 Menschen in provisorischen Gaskammern getötet. In Sobibor wurden etwa 25000 Juden aus Polen, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und der Slowakei ermordet.
Bei einem Fluchtversuch am 14. Oktober 1943 konnten sich 53 Häftlinge retten – unter ihnen Thomas Blatz, einer der jetzt aus Franken Angereisten. Unter den Teilnehmern der Einweihung des Gedenkseins war auch der jetzt in den USA lebende und aus Mainstockheim stammende Walter W. Reed. Seine Familie war seinerzeit via Izbica in den Tod geschickt weorden. In der Lubliner Gegend starben 52 Prozent aller aus Franken deportierten Juden, darunter 82 Prozent der einstigen jüdischen Bürger von Kitzingen.
Die Idee des Gedenksteins geht auf den aus Wiesenbronn bei Kitzingen stammenden Historiker Elmar Schwinger zurück. Er war bei Nachforschungen zum Schicksal Kitzinger Juden auf Izbica gekommen, wo noch bis vor kurzem die Erinnerung an die Deportationen weitgehend verschüttet gewesen war. Ein die Initiatve stützender Arbeitskreis aus sieben Personen bereitete das Setzen des Steines vor und schlug dabei Erinnerungsbrücken auch zu der heutigen Gemeinde in Izbica. (17. Mai 2007)