CHRONIK DER EREIGNISSE / 2006 /
„Stolpersteine in Würzburg...Damit das Morden nie in Vergessenheit gerät“
Es waren bewegende Momente der Rückkehr von ermordeten Opfern der Nazi-Diktatur an ihre früheren Wohnorte. Eine Rückkehr in Form von Pflastersteinen. 18 seiner so genannten Stolpersteine hat Künstler Gunter Demnig am Montag in Würzburg verlegt... So zum Beispiel vor dem Kaufhof. Hier wurden Steine für die im KZ ermordeten Ruth, Jan und Ernst Ruschkewitz gesetzt. In einer bewegenden Rede erinnerte Marianne Erben an Flucht, Tortur und Tod der Familie. Erschütternd die Sätze aus dem Tagebuch von Vater Ernst: Er wünschte seinem Sohn zum siebten Geburtstag, „dass Du bei Deiner Mutter bist, dann wird’s Dir das ganze Jahr an nichts gefehlt habe“. Als er diese Sätze schrieb, waren Frau und Kind bereits tot – umgebracht in den Gaskammern von Auschwitz...
Die jüdische Gemeinde in Würzburg unterstützt das Projekt Stolpersteine. Durch die eingeschlagenen Namen und Daten, so Vorsitzender Dr. Josef Schuster, würden die Opfer aus der Anonymität gerissen, „sie bekommen einen Namen, eine Identität“. Museen und Gedenkstätten seien zwar unverzichtbarer Teil einer Gedenkkultur...Die Stolpersteine dagegen könnten gerade Jugendliche zum Nachdenken anregen.
Das haben sie in Würzburg bereits getan... Jugendliche der Franz-Oberthür-Schule verfolgten interessiert die Verlegung am Kaufhof. Und drei Klassen der Gustav-Walle-Schule hatten sich über Wochen speziell mit den ermordeten Lore und Max Kleemann beschäftigt...Bewegend auch das Gedenken der Sinti und Roma an die ermordete Familie Winterstein – gemeinsam mit einer Klasse des Wirsberg-Gymnasiums als Pate...